Projekte

Die Obere Fischereibehörde versucht mit verschiedenen Projekten, wie z.B. der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses im Speyerbach-Rehbach-System oder Besatzmaßnahmen von Aalen und Hechten im Rhein, dem Artenrückgang entgegenzuwirken.

Angler im Bach bei der Begutachtung eines jungen Lachses

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist der Namensgeber für die Fischfamilie der Salmonidae (Lachsfische) zu der er gehört. Mit seinem langgestreckten und torpedoförmigen Körper, der eine Länge bis zu 1,40 Meter erreichen kann, ist er optimal an weite Wanderungen in den Gewässersystemen angepasst. Als anadromer Langdistanzwanderfisch verbringt er als erwachsenes Tier sein Leben im Nordatlantik bzw. in der Ostsee. Vor Beginn der Laichzeit im November / Dezember (Winterlaicher) wandern die Elterntiere in die sauberen, sauerstoffreichen und kühlen Rheinnebengewässer auf. 95% der aufwandernden Tiere suchen dabei ihre Heimatgewässer auf, in denen sie geschlüpft und aufgewachsen sind. Die Eiablage erfolgt im Spätjahr in Kieslaichgruben in den Oberläufen. Nach dem Schlupf aus dem Ei und dem Aufsteigen aus dem Kieslückensystem verbleiben die jungen Lachse ein bis zwei Jahre im Süßwasser. Nach dieser Zeit wandeln sich die Junglachse in die Wanderform (Smolt) um und beginnen in den Monaten Februar bis Mai bei steigenden Wasserständen ihre Wanderung vom Süßwasser zum Atlantik. Somit wird der Lebenszyklus des Lachses geschlossen. Vor der Rückkehr zum Laichen in das Süßwasser verbleiben die Tiere ein bis drei Winter im Meer. Der Gefährdungsgrad des Lachses gilt als vom Aussterben bedroht. Als Rückgangsursachen der Rheinlachspopulation im 19. Jahrhundert wurden die schlechte Wasserqualität der damaligen Flüsse, der Verbau der Gewässer und die fehlende Durchgängigkeit zwischen den Gewässersystemen nachgewiesen. Mittlerweile werden diese Rückgangsursachen durch den Menschen nach und nach behoben, so dass Mitte der 1990er Jahre in Rheinland-Pfalz mit der Wiederansiedelung begonnen wurde.

Das Speyerbach-Rehbach-System

Der Speyerbach ist ein ca. 60 km langer linker Nebenfluss des Rheins. Sein Einzugsgebiet beträgt 596 km² und der Mittelwasserabfluss (MQ) am Pegel Neustadt beträgt 2,2 m³/s. Die Quelle des Speyerbachs liegt bei Speyerbrunn im Pfälzer Wald. Zweimal wird der Speyerbach in seinem Verlauf aufgeteilt. Zum einen an der Winzinger Scheide in Neustadt (2/3 Speyerbach und 1/3 Rehbach) und zum anderen an der Hanhofer Wasserscheide (2/3 Woogbach und 1/3 Speyerbach). Die Mündung des Speyerbaches in den Rhein liegt am Floßhafen in Speyer, die des Rehbachs östlich von Rheingönheim.
Bereits aus dem Jahr 1633 liegt ein schriftlicher Nachweis vor, dass der Atlantische Lachs bis Neustadt im Speyerbach-Rehbach-System vorkommt. Der letzte schriftliche Nachweis des Fangs eines Lachses im Speyerbach-Rehbach-System findet sich aus dem Jahr 1856. Durch die extrem schlechte Wasserqualität des Speyerbach-Rehbach-Systems ab Lambrecht bis Anfang der 1980er Jahre waren nahezu alle vorkommenden Fischarten verschollen. Um die schlechte Wasserqualität zu verbessern, wurden nun im Laufe der Jahre die Kläranlagen angeschlossen und modernisiert. Heutzutage ist die Wasserqualität des Rehbach-Speyerbach-Systems wieder so gut, dass auch sensible Fischarten wie Bachforelle, Mühlkoppe und Bachneunauge wieder vorkommen. Bei Voruntersuchungen im Jahr 2013 konnte durch die Obere Fischereibehörde festgestellt werden, dass im Speyerbach-Rehbach-System eine große Dichte an Bachforellen und den typspezifischen Begleitarten vorherrscht, geeignete Kieslaich- und Jungfischhabitate vorhanden sind und die wichtigen Riffle-Pool-Strukturen mit Unterständen und Wasserpflanzen vorkommen. Auf Basis der grundlegenden Vorarbeiten wurde somit die Eignung des Gewässersystems zur Wiederansiedelung des Lachses nachgewiesen. Als weiterer Schritt wurde im Jahr 2015 das Speyerbach-Rehbach-System im Rahmen des Wanderfischprogramms der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheines (IKSR) als Vorranggewässer für die Wiederansiedelung des Atlantischen Lachses ausgewiesen.

Projektdurchführung und Erste Ergebnisse 2014 bis 2017

Im Mai 2014 wurden an ausgewählten Besatzstellen im Speyerbach-Rehbach-System erstmalig Besatzmaßnahmen mit Junglachsen (3-5 cm Körperlänge) durchgeführt. Diese wurden auch in den Jahren 2015-2017 jeweils im Mai wiederholt. Bisher wurden in den vier Projektjahren ca. 90.000 Junglachse ausgesetzt. Um den Erfolg des Projektes zu dokumentieren, wird jährlich im Monat September in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Jörg Schneider, BfS Frankfurt, ein Bestandsmonitoring durchgeführt. Innerhalb des Monitorings wird auch der Besatzerfolg mit den Junglachsen überprüft. Innerhalb der vier Projektjahre haben sich die getesteten Besatzstrecken ausweislich der hohen Dichten und Abwachsleistungen der Junglachse als sehr gut geeignet erwiesen. Daher wurden auch die Besatzflächen im Verlauf der Projektjahre räumlich ausgedehnt und erweitert. Auf Grund der erreichten Längen im September jeden Jahres kann davon ausgegangen werden, dass die hohen Abwachsleistungen der Junglachse eine frühe Abwanderung begünstigen und folglich der Anteil einjähriger Smolts relativ hoch sein wird.
Erfreulicherweise konnte bereits im März 2015 erstmalig die Smoltabwanderung im Unterlauf des Speyerbaches bei einer Bestandserhebung nachgewiesen werden. Um aber die Smoltabwanderung besser zu beobachten und dokumentieren zu können, wurde mit der Universität Koblenz-Landau, Institut für Umweltwissenschaften, Prof. Dr. Ralf Schulz, ein zusätzliches Projekt initiiert. Innerhalb des Projektes wird ein Teil der Junglachse vor der Abwanderung mit einem Sender markiert. Um den Sender auch erfassen zu können wurden im März 2016 zwei stationäre Antennenanlagen in den Unterläufen von Speyerbach und Rehbach durch die Universität installiert und auch von der Universität betrieben. Über dieses System können über 24 Stunden das ganze Jahr die markierten Fische erfasst werden und die Daten wichtige Aussagen über die Abwanderungsfaktoren geben.

Im November 2017 konnte am Speyerbach im Rahmen der Rückkehrerbefischung erstmalig seit 160 Jahren die natürliche Fortpflanzung des Lachses nachgewiesen werden. Es fanden sich junge Lachse im Bereich unterhalb der Neumühle Dudenhofen und unterhalb der Wingertsmühle Dudenhofen, die nicht aus einer Besatzmaßnahme stammen können. Dies bedeutet, dass die Durchgängigkeit an der Neumühle greift und die weiteren geplanten Durchgängigkeitsmaßnahmen bis Neustadt erfolgreich sein werden. Den Tieren wurde ein kleiner Teil der Fettflosse entfernt, um den genetischen Stamm festzustellen. Auf Grund der Gewässerstruktur ist der Lebensraum im Unteren Speyerbach nicht gut für die Eiablage (geringe Strömung und wenige Kiesbänke) geeignet. Es handelt sich dabei um sog. Notablaichungen, da die Tiere noch nicht die guten Laichhabitate unterhalb von Neustadt erreichen können. Daher ist die weitere Schaffung der Durchgängigkeit zwingend nötig.

Am Rehbach wurden unterhalb der Mühle in Iggelheim im September und November 2017 ebenfalls erstmalig Junglachse festgestellt. Diese können auch aus keiner Besatzmaßnahme stammen. Damit konnte auch hier erstmalig die natürliche Fortpflanzung im Rehbach nachgewiesen werden. Auch hier wurde eine genetische Probe entnommen.

Auf Grund dieses positiven Ergebnisses sind wir der festen Überzeugung, dass die Wiederansiedelung des Lachses an unseren Lachsgewässern fortschreitet und nun der Beleg für die endgültige Eignung des Speyerbach-Rehbach-Systems erbracht ist.

Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend kann nach vier Projektjahren festgestellt werden, dass die Wiederansiedelung des Atlantischen Lachses im Speyerbach-Rehbach-System sehr erfolgreich begonnen hat. Die Umsetzung erfolgte effektiv und ebenfalls erfolgreich. Die Eignung des Gewässersystems für die Wiederansiedelung wurde bestätigt und vor allem nachgewiesen. Als weiterer Schritt sollen nun durch die Maßnahmenträger die noch bestehenden Wanderhindernisse umgebaut bzw. mit Fischwanderhilfen ausgerüstet werden. Das Projekt wird in der Form weitergeführt und am Gewässersystem erweitert.

Netz voller Jungaale

Bereits im Jahr 2007 hatten Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd 450 Kilogramm Besatzaale und 210.000 Stück vorgestreckte Hechte im pfälzischen und rheinhessischen Teil des Rheins samt seiner Nebengewässer ausgesetzt. Seit 2011 wurden so bisher 7.800 Kilogramm Besatzaale im pfälzischen und rheinhessischen Teil des Rheins samt seiner Nebengewässer ausgesetzt. Solche Fischbesatzmaßnahmen werden durchgeführt, um die sich im Rückgang befindlichen Aalbestände zu unterstützen und die eingeschränkte Fortpflanzung der Hechte durch langes Niedrigwasser im Frühjahr auszugleichen.

Bei warmer Witterung mussten die zwischen 9 und 12 Zentimeter langen Aale so schnell wie möglich in den Rhein entlassen werden. Denn die bei einem Gewicht um die 10 Gramm echten Leichtgewichte sollten das Prozedere möglichst ohne Schock überstehen. Der europäische Aal ist ein Wanderfisch, der einen Großteil seines Lebens im Süßwasser verbringt und kurz vor seiner Geschlechtsreife vom Süßwasser ins Salzwasser wandert. Er muss zum Erreichen seiner ursprünglichen Fortpflanzungsgebiete im Sargassomeer (Golf von Mexiko) dabei vom Rhein über die Nordsee eine sehr große Distanz überwinden. Sobald die jungen Aale geschlüpft sind, wandern sie über den Golfstrom wieder in Richtung europäischer Küste und nach einer Umstellung vom Salzwasser auf Süßwasser in den Brackwasserbereichen, die großen europäischen Ströme der Nordsee flussaufwärts.

Auch beim Hechtnachwuchs war Eile geboten, denn als Raubfische hätten sich die zwischen 5 und 6 Zentimeter langen und circa 3 Gramm leichten Brütlinge sonst gegenseitig vertilgt. Ausgewachsen kann der Hecht eine Größe bis zu 1,30 Meter erreichen und zählt zu den größten einheimischen Raubfischen im Rhein. Als sogenannter Krautlaicher benötigt er zur Fortpflanzung im Frühjahr durch erhöhte Wasserstände überschwemmte Wiesen.

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Fischarten, die es früher im Rhein gab und die dann jahrelang verschwunden waren, wieder vorhanden. Den mehrere Tage dauernden Fischbesatz wird die SGD Süd auch künftig durchführen. Durch die Besatzmaßnahmen werde eine natürliche Reproduktion der Fischpopulation unterstützt.