Dacharbeiten an Asbestplatten

Asbest

Allgemeines zum Thema Asbest

Der Begriff „Asbest“ bezeichnet eine Gruppe von extrem feinfaserigen (Faserdurchmesser bis zu 2 μm) silicatischen Mineralien. Das Wort Asbest leitet sich von dem griechischen Wort „asbestos“ ab und bedeutet „unlöschbar“. Asbest ist beständig sowohl gegen Feuer und extreme Hitzeeinwirkung als auch gegen Säure und besitzt außerdem eine hohe Zugfestigkeit. Wegen seiner Eigenschaften fand Asbest schon vor über 100 Jahren Verwendung in industriellen und verbrauchernahen Anwendungen.

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Seit langem sind die von Asbest ausgehenden gesundheitlichen Gefahren bekannt. Der Zusammenhang zwischen Asbest und gesundheitlichen Risiken wurde in Deutschland bereits 1942 erkannt. Der von ihm ausgelöste Lungenkrebs wird seit dieser Zeit als Berufskrankheit anerkannt.
Die gesundheitliche Gefahr von Asbest geht von seinen nadelförmigen nanoskaligen Fasern aus. Sie sind biobeständig und lösen sich im Unterschied zu vielen anderen Fasern im Körper nicht auf. Bei einer Erkrankung kommt es zu Narbenbildung und Verhärtung des Lungengewebes. Es entsteht die Asbeststaublunge, medizinisch als Asbestose bezeichnet. Auch das Rippenfell kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wegen der mit Asbest verbundenen Gesundheitsgefährdung wurden die Verwendung und die Herstellung von asbesthaltigen Produkten 1993 verboten. Trotz dieses Verwendungsverbots sind die mit Asbest einhergehenden Gesundheitsgefährdungen noch immer latent vorhanden, da die von Asbest verursachten Erkrankungen erst Jahrzehnte später auftreten. Die mittlere Latenzzeit beträgt mehr als 30 Jahre. Allein in Deutschland sterben jährlich ungefähr 1.500 Menschen an den Folgen von Asbest.
Sowohl die Zahl der Todesfälle, die persönlichen Einzelschicksale als auch die enormen Kosten für Berufsgenossenschaften und Volkswirtschaft machen deutlich, dass Schutzmaßnahmen bei Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten mit asbesthaltigem Material unerlässlich sind.
Heute darf Asbest in Europa nicht mehr verwendet werden. Zulässig ist nur noch die fachgerechte Beseitigung von Asbest bzw. asbesthaltigem Material.

Ob ein Baustoff krebserzeugende Asbestfasern enthält, kann explizit nur im Labor durch Durchführung einer Materialanalyse mittels Elektronenrastermikroskop festgestellt werden. 

In ca. 25 % der Gebäude und Einrichtungen, die vor 1995 erstellt wurden, muss mit verbautem asbesthaltigen Material gerechnet werden. Nachfolgend werden zur besseren Einschätzung die häufigsten Produkte, in denen Asbest verarbeitet wurde, genannt:

  • Dachplatten
  • Fassadenplatten
  • Fassadenelemente an Fertighäusern
  • Fensterbänke und Fensterkitte
  • Verblendungen an Rollladenkästen
  • Rohre im Erdreich
  • Kaminaufsätze
  • Abluftschächte
  • Bodenbeläge, z.B. aus Kunststoff, PCV oder Vinyl
  • Fußbodenkleber
  • Hallenböden
  • Spritzasbest als Verkleidung von Stahlkonstruktionen
  • Weiche Brandschutzplatten
  • Brandschutzklappen und Dichtungen in Lüftungsanlagen
  • Dichtungen in Rohrleitungen
  • Rohr-Isolierungen
  • Fliesenkleber, Spachtelmasse und Wandputze

Die Gefahrstoffverordnung regelt in § 16 das Herstellungs- und Verwendungsverbot für bestimmte Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Das Verwendungsverbot gilt auch für Asbest. Jedoch sind Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten (ASI-Arbeiten) an Anlagen, die Asbest enthalten, hiervon ausgenommen (siehe Anhang II zu § 16 Abs. 2 GefahrstoffVO). Die Gewerbeaufsicht überwacht das Verwendungsverbot. Bei der gewerblichen Durchführung von ASI-Arbeiten kontrolliert sie die Einhaltung der Vorgaben der Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519) und vollzieht darüber hinaus weitere Vorschriften, beispielsweise der Gefahrstoffverordnung oder der Arbeitsstättenverordnung, die dem Schutz der Beschäftigten dienen.

§ 16 Gefahrstoffverordnung gilt ebenfalls für den nichtgewerblichen Bereich, das heißt auch Privatpersonen müssen sich an die Vorschrift halten.

Bei ASI-Arbeiten sind sowohl personelle, als auch materielle und technische Voraussetzungen zu erfüllen. 

Gewerbetreibende, die beabsichtigen Asbestarbeiten durchzuführen, müssen die erforderliche Sachkunde besitzen. Folgende Lehrgänge werden von Lehrgangsträgern für die Erlangung der Sachkunde angeboten:

  • Sachkundelehrgang nach TRGS 519 Anlage 3
    Dieser berechtigt zum Umgang mit schwach gebundenen (hochgefährlichen) Asbestprodukten
     
  • Sachkundelehrgang nach TRGS 519 Anlage 4
    Dieser berechtigt zum Umgang mit festgebundenen Asbestprodukten

Eine erworbene Sachkunde ist sechs Jahre lang gültig. Durch Besuch eines Auffrischungslehrganges (TRGS 519 Anlage 5) kann die Sachkunde um weitere sechs Jahre verlängert werden. 
Asbestsanierungen sind auf Grund des § 18 GefahrstoffVO der Arbeitsschutzbehörde (Gewerbeaufsicht) vor Beginn anzuzeigen.
Die für die ASI-Arbeiten eingesetzten Beschäftigten müssen die gesundheitlichen Voraussetzungen hierfür erfüllen. Sie müssen beispielsweise in der Lage sein, Arbeiten mit Schutzanzügen unter jeweils erforderlichem Atemschutz durchzuführen. 
Neben persönlichen Schutzmaßnahmen müssen auch sicherheitstechnische Maßnahmen getroffen und in einer Gefährdungsbeurteilung dokumentiert werden. So muss beispielsweise durch Personen- und Materialschleusen die Verbreitung von Asbeststaub in die Umgebung vermieden werden.

Der Arbeitgeber hat aufgrund des § 4 der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) nach Maßgabe des Anhangs Pflichtvorsorge für die Beschäftigten zu veranlassen. Pflichtvorsorge muss vor Aufnahme der Tätigkeit und anschließend in regelmäßigen Abständen veranlasst werden. Der Arbeitgeber darf eine Tätigkeit nur ausüben lassen, wenn der oder die Beschäftigte an der Pflichtvorsorge teilgenommen hat.

Das Aufstellen von Photovoltaikanlagen ist sowohl aus Sicht des Umweltschutzes als auch energiepolitisch zu begrüßen, stellt aber ein Problem dar, wenn als Standort ein Asbestzementdach gewählt wird. Anhang IV Nr. 1 der Gefahrstoffverordnung verbietet die Überdeckung von Asbestzementdächern. Bei der Bearbeitung von Asbestzementdächern werden gefährliche Asbestfasern freigesetzt. Auch das Begehen eines Asbestzementdaches steht nicht im Einklang mit dem Verwendungsverbot der Gefahrstoffverordnung.

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn die Errichtung von Solarenergieanlagen mit der Sanierung vorhandener Asbestzementdächer kombiniert wird.

 

Ein Merkblatt zum Umgang mit Asbestabfällen können sie hier abrufen

Informationen zu den Entsorgungswegen für Asbest und künstliche Mineralfasern (KMF) finden Sie hier.

Links

Allgemeine Links

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (www.dguv.de)

SAM Sonderabfall-Management-Gesellschaft Rheinland-Pfalz mbH Mainz (www.sam-rlp.de)

Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Mainz (www.lfu.rlp.de)

Spezielle Hinweise

Asbest-Regelungen zum Inverkehrbringen und zum Schutz der Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
http://www.baua.de/cae/servlet/contentblob/674016/publicationFile/55582/artikel18.pdf

Asbestsanierung: Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGIA)
http://www.dguv.de/bgia/de/pra/asbest/index.jsp

Anwendung und Substitution: Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGIA)
http://www.dguv.de/bgia/de/fac/asbest/substitution/index.jsp