"Sie haben sich mit viel Herzblut im Bereich der Integration von Kindern mit Behinderung eingesetzt und maßgebliche Errungenschaften im Bereich der lautsprachlichen Förderung hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher in Gruppen erreicht", betonte SGD Süd-Präsident Hannes Kopf in seiner Laudatio. Marion Walther war 35 Jahre lang Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte im Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation (PIH) in Frankenthal.
Sie hat sich weit über ihre Leitungsaufgaben und pädagogischen Tätigkeiten hinaus für die Integration hörsprachbehinderter Kinder und Jugendlicher engagiert. Dieses jahrzehntelange Engagement im sozialen und schulischen Bereich ist beispielhaft. Ein Meilenstein, an dem Marion Walther maßgeblich mitgewirkt hat, war ein Forschungsprojekt in den 1980er Jahren. Unter Leitung des damaligen Direktors Dr. Herbert Breiner, der auch die Auszeichnung mit der Verdienstmedaille an Marion Walther angeregt hat, wurde über zehn Jahre hinweg die lautsprachliche Förderung gehörloser Kinder untersucht. Die Fortschritte der Probanden wurden wöchentlich gefilmt, analysiert und evaluiert. In physikalischen Versuchen haben die Kinder spielerisch gelernt, Mundwerkzeuge und Stimmbänder einzusetzen. Dieses Projekt wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft in Bonn vom Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte in Frankenthal durchgeführt. Marion Walther war wesentliche Mitwirkende dieses Forschungsteams und es ist ihr gelungen, theoretische Fachkenntnisse anschaulich in die Praxis umzusetzen.
Zum Beispiel rhythmisierte sie ausdrucksreich das Gesprochene mit deutlicher Dominantenbildung, setzte akzentuiert Mimik und Gestik ein. Die lautsprachliche Befähigung der Kinder war so erfolgreich, dass im Rahmen des Versuchs "Präventive Integration" erstmals normal hörende Kinder in die Gruppen der Gehörlosen aufgenommen werden konnten. Dies war ein Meilenstein in der Integration von gehörlosen Kindern in Deutschland. Es wurde unter anderem geforscht, wie mechano-kutane Schallwellen von akustischen Reizen über die Haut wahrgenommen werden und so dem Kind „ein Hören“ über die Haut ermöglichen können. Dieses Projekt mündete unter anderem in der Entwicklung des modernen Cochlea-Implantats. Es kamen viele Besucher und auch Hospitantinnen und Hospitanten in die Vorschulgruppe von Marion Walther, um die Lautsprachmethode in der praktischen Ausführung zu erleben. Die Besuchergruppen kamen aus Deutschland, Japan, den USA, aus Pakistan, Afrika, Estland, den Niederlanden, Ungarn, Österreich und Schweden. Bei internationalen Kongressen hat Marion Walther vor Fachleuten aus der ganzen Welt anschaulich die Praxis in der Situation mit den Kindern gezeigt.
Marion Walther hat sich mit großer Leidenschaft und besonderem Einsatz auf Grundlage ihrer herausragenden Kenntnisse und Leistungen um die lautsprachliche Förderung hörgeschädigter Menschen und deren Inklusion verdient gemacht.